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Fast zwei Wochen lang hat die fünfjährige Paula
immer wieder ihre Geschichte vom krebskranken Onkel erzählt, und die
Kinder im Hort nahmen aufrichtig Anteil. Als die Erzieherin die Mutter
darauf ansprach, fiel diese aus allen Wolken; der Onkel war kerngesund.
Aber wie sollen wir Erwachsenen mit den Lügen der Kinder umgehen?
Verunsichert fragen wir uns, ob Lügen in jedem Fall verwerflich sind
oder ob sie signalisieren, dass die Kinder uns etwas mitteilen wollen.
Oder erscheint eine kindliche Aussage deshalb als Lüge, weil die Grenzen
zwischen Realität und Phantasie für das Kind noch unklar sind? Anders
der Fall des zwölfjährigen Kevin, der mit einem Nagel das Auto des
Nachbarn zerkratzt haben soll. Der Junge streitet die Tat ab. Sein Vater
droht ihm: „Ich sperre dich ein, bis du die Wahrheit sagst!"
Der Weg, Lüge von Wahrheit unterscheiden zu können, ist voller
Hürden. Doch deren Überwindung hat für die emotionale, kognitive und
soziale Entwicklung der Kinder große Bedeutung. Viele kleine Schritte im
Alltag lehren Kindern den Wert der Verlässlichkeit. Dabei brauchen sie
das Vorbild der Erwachsenen, die ihnen die Werte, die sie übernehmen
sollen, vorleben.
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