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Gertrud Ennulat
Ängste im Kindergarten - Ein Praxisbuch für die Erzieherinnen und Eltern
Zutrauen, zulassen, zumuten sind Wörter, die im Alltag von Kindererziehung
eine gewichtige Rolle spielen. Dass Pädagogik auch Angsterfahrung braucht, mutet
zunächst seltsam an. Es liest sich so leicht: Die Angst gehört zum Leben. Dabei
ist sie doch so schwer auszuhalten. Ängste und Krisen sind Erfahrungen, die wir
als schmerzlich empfinden. Am einfachsten ist es, nicht hinzuschauen - oder
wegzugehen. „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß." Viele wählen diesen
Weg, um der Verantwortung aus dem Weg zu gehen. Oder es geschieht genau das
Gegenteil: die Sorge um die Kinder wird zu groß, Erwachsene nehmen Kindern alles
ab, machen sich zuständig für alles: für das Spiel, den Streit, die Aufgaben,
sogar für die Gefühle der Kinder: Du brauchst keine Angst haben.
In dem Buch von Gertrud Ennulat erfahren wir, Angst lässt sich wandeln, also
sich entwickeln, verändern. Sie vertritt die Überzeugung, „der Motor Angst
treibt die menschliche Entwicklung an, nach überstandener Angst melden sich
Gefühle von Stolz und Mut". Eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Angst
macht Kinder stark. Bis zur ersten Hälfte des Buches erfahren wir, Kinder,
Erzieherinnen und Eltern stehen in einer Dreiecksbeziehung. Alle haben Angst,
der Unterschied ist der, die Erwachsenen reden im Allgemeinen nicht darüber. Es
ist nicht üblich. Da wäre die Angst vor Neuem, die Angst, nicht geliebt zu
werden, die Angst vor dem Arbeitsplatz, Leistungsangst, die Angst vor den
Risiken des Lebens, um nur einige zu nennen. Es ist gut, sich diesen Themen zu
stellen. Wir lesen, was uns selbst bewegt und wir lesen, was in anderen Menschen
vorgeht. Dies kann ein Zugang sein zu einem besseren Verständnis für den
Lebensbereich Angst, der so gerne ausgeklammert wird. Wir begreifen, es gibt
keine gefahrlose Erziehung, es sei denn, wir bremsen die Lebensenergie unserer
Kinder und unsere eigene.
Im zweiten Teil des Buches zeigt Gertrud Ennulat vielfältige Möglichkeiten der
Angstbewältigung auf: Gesprächssituationen, Spielvorschläge, Lieder, Gedichte
bieten dafür einen bunten Rahmen. Und natürlich Märchen und Geschichten, von
Gertrud Ennulat selbst entworfen. Sie beschreiben ganz sensibel die Erlebniswelt
der Kinder und greifen Gefühle wie Angst und Mut auf, laden ein zur weiteren
Bearbeitung. Denn wenn von Angst die Rede ist, darf der Mut nicht fehlen.
Vertrauen schafft Mut, Vertrauen schafft Sicherheit, Vertrauen schafft
selbst-sicher werden. Mut tut gut. So bekommen wir am Ende des Buches die
Gewissheit, zwischen Fürsorge und Angst gibt es einen Spielraum, zwischen Halten
und Loslassen eine Gratwanderung, die des sicheren Schritts bedarf. Dafür ist
dieses Buch gut!
Cornelia Graf, Edith-Stein-Institut Rottweil
In diesem Praxisbuch für Erzieherinnen und Eltern geht es um Ängste, die es
zu erkennen gilt und wie man ihnen begegnet, ohne Angst davor zu haben. Die
konstruktive Auseinandersetzung mit der Angst macht Kinder stark und sie können
mutig durch die Welt gehen. Nicht verarbeitete Ängste führen oft zu aggressivem
oder depressiven Verhalten.
Die Autorin gliedert ihr Buch in zwei Teile. Im ersten Teil geht es um die
Wirkung von Angst. Immer wird die Angst durch das vegetative Nervensystem
verursacht. Sie hat Einfluss auf unser ganzen Denken, Fühlen und Handeln. Bei
Kindern handelt es sich meist um sozial ausgelöste Ängste. Die kindliche Neugier
ist der Motor, der täglich Neues entdeckt, durch das Erlebte aber auch Ängste
entstehen lässt. Angst vor dem Dunkeln, durch Verlassenheit oder Trennung, vor
Krankheit oder Verlust und besonders Angst davor, nicht mehr geliebt zu werden.
Oftmals entstehen in der Phantasie der Kinder noch Schreckgestalten wie
Gespenster oder Geister. Diesen Umgang gilt es durch Strategien wie
Versteckspielen zu erlernen.
Aber auch Erwachsene haben Ängste: Die Erzieherinnen möchten von den Kolleginnen
anerkannt und von den Kindern und deren Eltern geliebt werden. Sie bangen um
ihre eigene Leistung und somit um ihren Arbeitsplatz. Die Eltern schauen besorgt
auf den Entwicklungsstand ihrer Kinder. Sie vergleichen sie mit anderen
gleichaltrigen und bewerten ihre Kinder.
Im zweiten Teil gibt Gertrud Ennulat Praxisanregungen mit Gestaltungsaufgaben
und Anregungen. Sie führt Beispiele aus dem Kindergartenalltag an. Es gibt viele
Spiele, Lieder und Gedichte, Märchen und Geschichten von Schutzengeln und andere
Vorlesegeschichten. In diesem ausführlichen Teil gibt es zahlreiche Tipps,
Ängsten im kindlichen Spiel zu begegnen und in diesem Rahmen die Angst zu
erfahren und zu überwinden. Auch Gesprächstaktiken werden aufgeführt, die aber
von der Erzieherin ein hohes Maß an Einfühlung erfordern. Ihr muss es gelingen,
eine Gesprächssituation zu schaffen, um über die Ängste zu sprechen. Oder auch
einen Konflikt anzusprechen, der mit den Eltern der Kinder zusammenhängt.
Letztlich werden noch Anregungen für die Gestaltung von Elternabenden oder
Spielnachmittagen gegeben, damit sich auch die Eltern im Kindergarten heimisch
fühlen.
Ein rundum praxisnahes Buch, das Gertrud Ennulat aufgrund ihrer Ausbildung und
Berufsausübung als ehemalige Lehrerin und Referentin für Fortbildungen von
Erzieherinnen gut geschrieben hat.
Arbeitskreis Down-Syndrom e.V. , Mitteilungen 46 vom Juni 2004
Sie haben zu tun mit Kindern zwischen 3 und 8 Jahren als Vater, Mutter,
Erzieher, Erzieherin, Lehrer, Lehrerin, im Freizeitbereich etc.? Dann dürfte
dieses Buch Ihr Interesse wecken! Es beantwortet viele Fragen und zeigt
Lösungsmöglichkeiten auf, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen
nachvollziehbar und machbar sind. KINDERÄNGSTE - erinnern wir uns da nicht an
unsere eigenen? Wie froh waren wir, wenn Große uns geholfen haben, durch
Dunkelheiten zu gehen, die uns schaudern ließen oder uns die Luft genommen
haben!
Gertrud Ennulats Buch „Ängste im Kindergarten" hilft uns Erwachsenen, fit zu
werden im Umgang mit den Kleinen und ihren Nöten. Ein wirkliches Praxisbuch! Es
wird dem Leser detailliert nahe gebracht, dass die auftauchenden Ängste ernst
genommen werden müssen und wie man das anstellen kann.
Was ich ganz wichtig finde: es wird auch die Querverbindung zu meinen eigenen
Ängsten aufgezeigt. Wie beeinflusse ich eigentlich durch meine
„Erwachsenenängste" in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, in der
Freizeitgruppe die Gefühlswelt der mir anvertrauten Kinder?
Interessant und vielseitig ist auch der 2. Teil „Praxisanregungen". Die Autorin
gibt eine Menge nachahmungswürdiger Tipps und empfiehlt Wege, wie wir
Erwachsenen sicherer werden im Umgang mit Kinderängsten - und so leichter den
Kindern helfen können, dass sie ihre Ängste wahrnehmen und lernen, sie immer
selbstständiger zu bewältigen. Und das kann äußerst spielerisch erfolgen!
Das Thema Angst so liebevoll anzugehen, hat sehr viel Mutmachendes!
Gabi Filipowsky
«Konstruktive Auseinandersetzung mit Angst macht Kinder stark. Nicht
verarbeitete Ängste hingegen führen häufig zu aggressivem oder zu depressivem
Verhalten.» Jeder Entwicklungsschritt im Leben, speziell in der Kindheit, wird
begleitet von Angst. Allzu oft versuchen wir, Kinder vor Situationen zu
schützen, die ihnen Angst machen. Gefühle der Angst zu meiden, nicht zuzulassen
oder auszureden, führen jedoch nicht dazu, Angst als natürliche Emotion kennen
und damit umgehen zu lernen. Hier setzt das Buch an und zeigt die Wichtigkeit
der Auseinandersetzung mit der Angst auf. Denn Angst führt auch zu Mut und
Stolz, wenn sie überwunden worden ist. Nicht nur die Ängste der Kinder, sondern
auch diejenigen von Lehrpersonen und Eltern werden beleuchtet. Nach dem Kapitel
«Grundlagen», in dem bereits ein direkter Bezug zum Kindergartenalltag
hergestellt wird, folgt ein ausführlicher Teil mit Praxisanregungen zur
Angstbewältigung. Mit den beschriebenen Spielen, Liedern, Gedichten und Märchen
können Ängste der Kinder aufgegriffen werden. Im Spiel ist die Angst jeweils
eingegrenzt. Das Kind kann aussteigen, wenn es seine Gefühle nicht mehr erträgt.
Besonders hervorzuheben sind die Gesprächsbeispiele, die aufzeigen, wie mit
Kindern und Eltern über Ängste geredet werden kann. Das Buch bietet viel
Brauchbares für die Praxis und ist allen zu empfehlen, die selber ohne Angst den
Ängsten der Kinder begegnen möchten.
(mw)
aus: 4 bis 8, Fachzeitschrift für Kindergarten und Unterstufe, April 2005,
herausgegeben vom Verband Kindergärtnerinnen Schweiz KgCH
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